Steinböcke und Abendrot - September 2024

Gewitterwolken im Abendrot über der Lamsenspitze und den Lalidererwänden im Karwendel, im Vordergrund ein Steinmanderl.
 

September 2024

Liebe LeserIn,

fast jede(r) meint ja, als Naturfotograf sei man fast durchgehend in der Natur unterwegs. Doch das ist ein Trugschluss.
Tatsächlich verbringt man einen Großteil seiner Zeit eher am PC mit Planung, Meetings und Mails, Genehmigungen organisieren und natürlich Vor- bzw. Nachbereitung der Bilder. Nur ein winziger Bruchteil der Zeit ist realistisch gesehen wirklich Outdoor. Insbesondere wenn man sinnhafte Ziele verfolgt und Naturschutz nicht nur lediglich als Aushängeschild verwendet wird (wie leider so häufig), sondern man tatsächlich versucht mit dem eigenen Handeln und natürlich Bildern Aufklärungsarbeit und Naturschutz zu betreiben.

Deswegen freue ich mich sehr, Dich zu einer praktischen Tätigkeit im Gelände einzuladen - einem Ramadama an der Isar bei Mittenwald. Diese Aufräumaktion mit kleiner Brotzeit, findet am 21.9. von 9.30 - 12.30 Uhr gemeinsam mit der Naturschutzwacht Garmisch-Partenkirchen statt. Wenn Du Zeit und Lust hast, gib mir bitte per Mail bis zum 20.9. Bescheid!
Der Treffpunkt und eventuelle Änderungen werden Dir dann noch bekannt gegeben. 

Ebenfalls herzlich eingeladen bist Du auch zu den Nantesbucher Bodentagen am 2. und 3.10., dort werde ich meine Foto Ausstellung über alpine Moore im Rahmen dieser großartigen Veranstaltung für Groß und Klein, präsentiere! 

Zurück zu den praktischen Tätigkeiten, im Gelände unterwegs zu sein, ist etwas Wunderbares und ich freue mich über jede Gelegenheit dazu. Zum Beispiel durfte ich vor wenigen Tagen eine kleine Bergtour genießen und möchte Dir davon berichten. Um den Platz und die Tiere zu schonen, werde ich nicht offen schreiben, wo wir zu zweit unterwegs waren. Aber manch BetrachterIn ist der Gipfel ja vielleicht eh bekannt. 

 
Goldenes Licht an einer markanten Felsnase im Karwendel, mit junger Frau im Vordergrund und Sonnenstern über den Bergen.

Abendlicht an der Felsnase

Das ganz oben gezeigte Abendrot über dem bekannten Felsmassiv im Karwendel und die Gewitterwolken waren ein würdiger Abschluss dieser Bergtour und natürlich ein Farbspektakel sondergleichen. Doch auch bereits beim Aufstieg entstand eines meiner liebsten Landschaftsaufnahmen der letzten Monate. Viele Etappen dieser Route waren mir von meinen Begehungen der letzten Jahre noch bekannt und als sich das Licht golden färbte, waren wir pünktlich an einer markanten Felsnase. Der Sonnenstand passte wie erhofft und meine Partnerin musste spontan als Model zum Größenvergleich herhalten. Ich war überglücklich - was für Traummotive und welch passendes Licht! 
Kurz nach dem Shooting ging es weiter. Denn Gipfelglück und Abstieg kamen ja auch noch.

 
Eine Wegmarkierung am Steig zum Sonnjoch im Karwendel.

Auf den letzten Metern

Als Naturfotograf sind die Dämmerungszeiten am wichtigsten und dann sollte man unter Umständen auch wirklich schnell sein. Momente in denen ich das mitgenommene Kameraequipment teils gerne verwünsche... Denn (Bild-)Qualität hat natürlich sein Gewicht und man weiß ja nie ganz sicher, was man alles brauchen kann. Trotz massiver Beschränkung aufgrund der privaten Tour, war also auch diesmal einiges dabei und der Rucksack gut gefüllt.
Doch zum Glück hatte ich das alles dabei. Denn das Licht wurde immer besser und ohne großes Stativ usw., wären die Bilder keinesfalls so hochwertig geworden. Also ging es die letzten Minuten trotz Schwergepäck relativ flott zum Gipfel hinauf... .

 
Gewitterwolken im Abendrot über Lamsenspitze und Lalidererwänden im Karwendel.

Farbspektakel

Durchgeschwitzt im Wind, konnten wir uns am vorherrschenden Spektakel nicht satt sehen. Kurz darauf war die großartige Licht- und Wolkenstimmung auch schon wieder vorbei. Nach einem letzten Bild des Sichelmondes über der Falkengruppe, wurde die Kamera wieder verstaut und wir entspannten uns erstmal.

 
Sichelmond über dem Karwendel

Sichelmond

Das Steinmandl am Gipfel dieses Berges wurde Gesprächsthema. Denn überall stehen diese mehr oder weniger kleinen Steintürmchen ja momentan in der Landschaft, Tendenz steigend. Im Gebirge haben sie durchaus ihre Berechtigung als Wegweiser. Zum Beispiel bei dichtem Nebel auf wenig begangenen Steigen, war ich manches Mal froh um sie. Doch an der Isar nicht.
Warum? 
Eigentlich ganz einfach. Im Kiesbett von Seen und Flüssen leben unglaublich viele Kleinstlebewesen und jedes Mal, wenn wir dort spielen, basteln und bauen, zerstören wir diesen Lebensraum und töten sogar unter Umständen.
Naturschutzgebiete dienen zwar nebenbei auch der Erholung, sollten aber nicht um unserer menschlichen Impression von Schönheit genüge zu Tun, umgestaltet werden. Ein paar wenige Flecken dieser Natur sollten wir doch eigentlich einigermaßen sich selbst überlassen können. 

 
Köcherfliegenlarven, Bachflohkrebse auf einer Handfläche

Eine Hand voll Leben

Zurück zum Berg und dem Bericht. Während dem Aufstieg hatten wir auch noch die Gelegenheit einige Zeit mit einer Gruppe Steinböcken und ihren Jungtieren zu verbringen. Die Gruppe war weit verteilt und ständig in Bewegung. Über allem wachte der Leitbock, teils gelangweilt, teils mit strengem Blick.

 
Steinbock im Karwendel auf einem Geröllfeld entspannt ruhend.

Chef

Nach einiger Zeit wurden wir beide akzeptiert und die Jungen turnten um uns herum im Gelände.

Zwei spielende Steinbock Kitze im Geröllfeld.

Huckepack

Zwar war überwiegend hartes Mittagslicht, gelegentlich mit Wolkenschatten, fotografisch also wenig reizvoll, doch das Erlebnis dafür umso mehr.

Zwei Steinbockkitze erkunden das Geröllfeld

Neugier, Licht und Schatten

Als sich im Spiel eines der beiden Kleinen verstiegen hatte, gab es vom Bock nur ein Gähnen und die Geiß ignorierte das Kleine, bis es sich selbst aus der Misere befreite und beherzt sprang.

Steinbockkitz im Sprung vom Fels.

Beherzter Sprung

Geschichten von dieser Begegnung gäbe es noch viele zu erzählen. Unter anderem von der Eishöhle, einem Restschneefeld in welchem wir uns kurz umsahen - um dort von den Steingeißen überrascht zu werden.

Blick aus einer Restschneehlhle im Karwendel, im Hochsommer.

Blick von innen

Sehr angenehme Temperaturen herrschten im Inneren der Höhle, während außerhalb die Hitze die Luft flimmern ließ. Als ich zufällig nach draußen schaute, standen da einige wartende Hornträger.

Zwei Steinböcke im Karwendel mit Schneefeld im Vordergrund.

Um die Ecke geschaut

Dementsprechend verließen wir das Eck und setzten uns etwas unterhalb ins Geröll. Eine der Steingeißen kam in Begleitung zweier Jungtiere immer näher. Offensichtlich war ihr unsere Anwesenheit auf ihrem Weg etwas lästig. Dem Blick nach zu urteilen... und obwohl links und rechts viel freie Fläche war.

Eine Steingeiß mit Jungtieren schaut herausfordernd in die Kamera.

Mach Platz

Also räumten wir das Feld und beobachteten alles Weitere aus einiger Entfernung. Was folgte, habe ich bereits weiter oben berichtet und hoffe, ich konnte Dir einen kleinen Eindruck dieser wunderbaren Tour vermitteln. Als Abschluss warteten ein leckeres warmes Essen bei Freunden auf ihrer Hütte und der Abstieg am nächsten Tag. 

Ich freue mich auf Deine Rückmeldung zum Text und den Terminen. Bis dahin viel Freude an den Bildern, Dein

 
Zurück
Zurück

Buchvorstellung, Vortrag und Ausstellung - Oktober 2024

Weiter
Weiter

Sommersonne und Gewitter - August 2024