Unter Braunbären - Dezember 2019
Das Bild des Monats Dezember ist diesmal vom letzten Januar aus Mittenwald. Aufgenommen am sogenannten Kaffeefeld, etwas oberhalb des Ortes in Richtung Lautersee gelegen. Die Sonne verschwand wenige Minuten später hinter dem Wettersteingebirge und der Tiefschnee ermöglichte eine Fortbewegung nur mittels Schneeschuhen oder Skiern. In der Nacht schneite es erneut viele Zentimeter Neuschnee... Ein kaltes aber sehr schönes Winteridyll!
Wilder Braunbär im Regen
Nachdem ich in den letzten Tagen einige Bärenfotos veröffentlichte, kamen viele Anfragen, ob das "unser" Braunbär hier aus der Garmischer Umgebung ist. Dieses Rätsel möchte ich nun gerne auflösen.
Vor vielen Jahren war ich in Kanada unterwegs und konnte dort durch Zufall Schwarzbären beobachten. Seit dieser Zeit faszinieren mich die wunderschönen und prinzipiell friedlichen Gesellen. Angeregt durch die vielen Diskussionen und das Medienspektakel nach der Sichtung eines wandernden Braunbären in unserer Region, machte ich mich kurzentschlossen auf die Suche nach einer Möglichkeit, diese schönen Tiere in den Alpen beobachten und natürlich fotografieren zu können.
Versteckt
Ich wurde fündig. Neben Rumänien, gibt es in Slowenien die größte Braunbärendichte in unserer Nähe. Natürlich bedeutet dies nicht, dass man einfach hinfahren kann und mit etwas Glück einen der scheuen Bären vor die Linse bekommt. Dafür ist als Fotograf sehr viel Vorarbeit nötig und da die erfolgversprechenden Teile der Alpen ja trotzdem einige hundert Kilometer entfernt sind, suchte ich mir lokale Hilfe.
Bärentrocknung im Schleudergang
Es gibt in Slowenien mehrere Anbieter, welche kleine Fotoverstecke (ähnlich einem Jägerhochstand, aber am Boden) vermieten. Diese Verstecke sind meist mit Wildkameras überwacht und es wird mit Mais angefüttert. Wenn Bären da sind, hat man gute Chancen, diese beobachten und fotografieren zu können. Damit die Bären nicht an Menschen gewöhnt werden, sind die Futtermengen gesetzlich geregelt (und werden angeblich auch tatsächlich staatlich überwacht) und der Mais darf nicht mit menschlichem Geruch in Berührung kommen. Außerdem werden die Verstecke regelmäßig an anderen Stellen aufgebaut und es gibt für die Besucher strenge Verhaltensauflagen und natürlich einen Fotografenkodex.
Ich hatte das Glück, dass die Saison (Bären halten ja Winterschlaf) noch nicht ganz vorbei war und konnte mir also eines dieser Fotoverstecke mieten. Das bedeutet, man wird im Laufe des Tages zu einem der sogenannten "Hides" gebracht, anschließend muss man schnell und leise die Kamera(s) aufbauen und sich dann möglichst wenig bewegen und keine Geräusche machen.
Kratzspuren eines jungen Braunbären an Baumstamm
Leider hatte ich ziemliches Pech mit dem Wetter. Von fünf Tagen regnete & gewitterte es an dreien in Strömen und an den zwei restlichen klaren Tagen - mit perfekten Lichtbedingungen - zeigte sich kein einziger Bär!
Junger Braunbär im Profil
Doch es hatte auch etwas meditatives, bis zu 7 Stunden am Stück, ruhig in einer winzigen Holzhütte zu sitzen. Aus einem Mini-Fensterchen auf eine kleine Waldlichtung zu starren und auf jedes Geräusch zu achten. Man darf die Hütte keinesfalls verlassen und muss man mal aufs Klo - hat man ein großes Problem...
Das Trommeln des Regens auf dem Dach lullte mich fast schon in eine Art Trance... An einem dieser Tage, gab es ganz in der Nähe einen Blitzeinschlag und alle Bäume wurden kurzzeitig in ein grelles Licht getaucht, wenige Minuten später vernahm ich ein Schnüffeln neben der Hütte. Da die Fensterchen nur nach vorne gerichtet waren, konnte ich aber nicht erkennen, ob es sich tatsächlich um einen Bären handelte und der Adrenalinpegel stieg und stieg - und sank schließlich wieder, als sich nichts weiter tat. Ungefähr eine Stunde später tauchte dann ein Bär auf und schaute immer wieder einmal vorsichtig zu mir...
Tropfnasser Braunbär im Portrait
Es entstanden einige schöne Aufnahmen. Aber offen gesagt, so ganz zufrieden bin ich unter anderem Lichtbedingt leider nicht und hoffe mir diese Möglichkeit nächstes Jahr noch einmal leisten zu können. Vielleicht auch in Begleitung von weiteren Fotografiebegeisterten im Zuge eines Kurses. Wir werden sehen.
Falls Du Interesse hast, mich auf solch eine Fototour zu begleiten, schreib mir gern einfach unverbindlich eine Mail!