Herbstfarben im Karwendel
November 2021
Der Herbst ist sicherlich die schönste Jahreszeit für Landschaftsfotografen und wenn dann auch noch ein kleiner Wintereinbruch mit erstem Schnee dazu kommt, wird es fast ein wenig stressig. Denn gerade im Gebirge sind die tollen Fotospots oft auch mit längeren Fußmärschen verbunden und man muss sich sehr genau überlegen, an welchen Platz man in der Hoffung auf ein tolles Morgen- oder Abendlicht geht. Dabei ist neben einem guten Timing auch einfach Glück ein großer Faktor. Denn oft ist der aktuelle Wetterbericht nicht allzu zuverlässig und die ganze Zeit mit dem Handy herumzuspielen und auf irgendwelche Apps zu vertrauen, ist auch nicht so mein Ding.
Deswegen freue ich mich sehr, Dir diesmal als Bild des Monats ein lange ersehntes Landschaftsmotiv präsentieren zu können. "Wintereinbruch im Karwendel" ist in einem kleinen versteckten Seitental des Karwendels entstanden. Zugegebenermaßen war ich erst etwas traurig, dass der Himmel nicht wie vom Wetterbericht versprochen, zum Abend hin aufriss. Doch die Stimmung war trotzdem einmalig.
Während mein Atem in der kalten Luft kleine Wölkchen bildete und ich leise meinen Weg zur geplanten Stelle abschritt, röhrte im Hintergrund ein einsamer Hirsch am Berghang und während ich mich bemühte möglichst wenig Spuren im frischen Schnee zu hinterlassen (die dann bei anderen Perspektiven eventuell stören), konnte ich die Natur in vollen Zügen genießen. Viel zu schnell wurde es dunkel und mehr als eine Stunde nächtlicher Fußmarsch erwarteten mich bis ins Tal.
Nachbrünftiger Hirsch im Karwendel/2018
Zurück auf dem dunklem Forstweg erschien mir mein Laufen auf dem knirschenden Untergrund trotz sanftem Schritt viel zu laut für das ruhige Tal und plötzlich hörte ich fremdes Atmen nicht weit vom Weg entfernt im dichten Unterholz. Ein ziemlich lautes, nahes Röhren ließ recht schnell erkennen, dass es sich um einen weiteren kapitalen Hirsch handelte.
Zwar konnte ich ihn im Dunklen nicht sehen, aber das war auch nicht nötig. Alleine die Geräuschkulisse lies mich innehalten und ein paar Minuten still verweilen. Ein beeindruckendes Erlebnis und kurz darauf zog ich, auf Ruhe bedacht, leise weiter.
Die Stirnlampe habe ich zwar für Notfälle immer dabei, nutze sie aber in der Regel nicht, um die Tiere möglichst wenig zu stören und natürlich auch die Gewöhnung meiner Augen an das Dunkel nicht zu verlieren. So blieb es bei der Erinnerung an die Geräuschkulisse.
Herbstsonne am Großen Ahornboden
Am Großen Ahornboden war ich diesen Oktober auch wieder einmal mehrfach unterwegs, allerdings vorzugsweise bei sogenanntem schlechtem Wetter. Wind, Wolken und abschnittweise Regen machten den beliebten Platz im Karwendel nur teilweise einladend. Für Naturfotografen allerdings ein Traum, auch wenn längere Wartezeiten zwischen dem Erscheinen der Sonne und damit dem Entstehen von interessanten Bildern auch viel Geduld erforderten. Oft kam die Sonne nur für wenige Sekunden hervor, wenn da nicht alles passte, oder sich der Sonnenstand aufgrund langer Wartezeit zu deutlich geändert hatte, hieß es wieder bis zur nächsten Wolkenlücke warten.
Abends nach dem Regen
Durch das Spiel mit dem kamerainternen Weißabgleich und angesetzten Glas-Verlaufsfiltern, entstanden teils sehr intensive, farbgewaltige Fotografien. Einerseits gefällt mir das, andererseits - wenn es mir dann zu bunt wird, bekomme ich gern mal das Bedürfnis genau gegenteilige Schwarzweißaufnahmen wie zum Beispiel vom Rissbach zu erstellen. Auch dabei musste man manchmal ewig warten, bis die Spritzkarspitze (2606 m) aus den schnell wandernden Wolken und Nebelbänken hervorschaute. Doch ich finde es hat sich gelohnt, was meinst Du?
Rissbach und Spritzkarspitze
Während den Wartezeiten schweift natürlich auch der Blick in der Landschaft umher und ein persönliches Lieblingsspiel ist: "Such die Gams" ... Auf dem folgenden Bild sind insgesamt 13 Stück versteckt! :-)
Suchbild Gämsen
Die Herbstfarben verlockten natürlich auch in Mittenwald zu einem Besuch der lokalen Highlights und so sind einige Bilder in der (Leutascher) Geisterklamm entstanden. Mein liebstes siehst Du hier. Dabei bestand die Kunst darin, die Kamera perfekt auf die Sonne an der richtigen Position auszurichten und einen Moment zwischen anderen verspäteten Besuchern abzuwarten, damit der metallene Steg von den Schritten nicht vibriert und somit die Aufnahmen verwackelt.
Geisterklamm im Herbst
Wie das in der Praxis aussieht:
Waghalsige, aber notwendige Kameraposition
Es sind unzählige Herbstaufnahmen entstanden, doch diese würden hier den Rahmen sprengen und füllen somit für interessierte Kunden, erstmal meine Festplatten. :-)