Märzenbecher

 
Die Frühlingsknotenblume, auch Märzenbecher genannt. Ein Frühblüher mit schöner weißer Blüte, im Gegenlicht des Sonnenunterganges fotografiert.
 

April 2023

Die vielfältige Abwechslung ist sicherlich einer der schönsten Aspekte der Naturfotografie und so erfreute mich in den letzten Tagen ein kleiner Auftrag mit Frühblühern. Mein Kunde wünschte sich, die aktuell blühenden Märzenbecher auf einem privaten Grundstück in verschiedenen Variationen zu dokumentieren. Klingt im ersten Moment leicht. Doch natürlich mussten die zierlichen Blüten zuerst einmal gefunden werden. Also begann ich wenige Tage später im ersten Morgengrauen auf dem viele Hektar großen Gelände nach den kleinen weißen Blüten zu suchen. Es dauerte nicht lang und mitten in einem kleinen, wilden Waldstück auf einer winzigen Lichtung fand ich die ersten Märzenbecher (Frühlings-Knotenblume).

Einige Bilder mit dem klassischen Standort entstanden, während ich über den Boden robbte und mich langsam an das Motiv mit seinen vielfältigen Möglichkeiten herantastete.

Mehrere weiße Blüten der Frühlings-Knotenblume, auch Märzenbecher genannt, auf einer kleinen Waldlichtung mit Sonnenstern im Hintergrund.

Klassisch

Doch die Anzahl der Blüten deckte sich nicht mit den Erzählungen des Kunden und mir wurde schnell klar, dies kann nicht der richtige Standort sein. Auch wenn die Saison erst losgeht, irgendwo müssen noch viel mehr Märzenbecher wachsen.

Weiße Blüte des Märzenbecher und mehrere weitere in Unschärfe gerückt.

Blütenmeer

Obwohl das Licht zum fotografieren inzwischen aufgrund aufziehender Wolken und allgemeiner Trockenheit sehr unspektakulär war, machte ich sicherheitshalber noch ein paar Aufnahmen. Es war klar, dass ich bis zum Nachmittag auf bessere lichttechnische Bedingungen warten musste und daher probierte ich in der Zwischenzeit die Funktion der kamerainternen Doppelbelichtung an meiner neuen Kamera aus. Denn die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und vielleicht erwischte ich das ein oder andere spezielle Bild.

Doppelbelichtung von Märzenbecherblüten und dem sie umgebenden Wald in Schwarzweiß.

Doppelbelichtung in Monochrom

Doppelbelichtung hast Du vielleicht schon einmal gehört?

Früher hat man manchmal zwei Dias übereinander im selben Rahmen eingespannt um diesen Effekt zu erzielen. Dann gab es lange Zeit digitale Künstler, die mittels Software am PC solche Effekte kreierten und inzwischen können das auch aktuelle Kameras intern. Da benötigt man als Fotograf jedoch großes Fingerspitzengefühl, ansonsten sieht es schnell sehr künstlich aus.

Doppelbelichtung von Märzenbecherblüte, vor der Wasserspiegelung eines Baumes.

Doppelbelichtung vor Baumspiegelung

Eine kleine Anleitung für die Technikinteressierten: Man stellt an der Kamera, sofern vorhanden, die Mehrfachbelichtung ein. Anschließend wird das Hauptmotiv (am besten mithilfe eines Statives und Fernauslösers) fotografiert und anschließend ändert man die Kamera- und Objektiveinstellungen wie gewünscht (zum Beispiel die Schärfe in Unschärfe). Vielleicht nimmt man sogar ein komplett anderes Motiv, wie einen alten Baum, Himmel, Wald oder ähnliches für die zweite Aufnahme mit dazu. Wenn das neue Motiv passt, löst man ein weiteres Mal aus. Dadurch entsteht ein prinzipiell knackscharfes Bild, aber falls gewünscht mit sanftem Charakter, also einem leichten Schein um die Blüten oder ähnliches. Theoretisch ist mit dieser Technik unglaublich vieles möglich. Eben zum Beispiel auch verschiedene Motive zu kombinieren. Bei den beiden oberen Bildern war es meine Intention, die Blüten mit dem sie umgebenden Wald (ohne die eintönge Wiese) in Verbindung zu setzen. Im folgenden Bild wollte ich mittels dieser Technik ein wenig Ruhe und Mystik in das Blütenmeer mitten im Wald zaubern.

Märzenbecherblüte an Baumstamm im Regen.

Märzenbecher an Baumstamm

Diese Spielereien haben mir sehr Spaß gemacht und für eine schöne Abwechslung in der "Pause" gesorgt. Um darauf zurückzukommen: das Blütenmeer im Wald. Ich hatte es nach einem Tipp endlich entdeckt! Beeindruckend, der weiß-grüne Teppich am Waldboden. Soviele Märzenbecherblüten beeinander hatte ich bis dato noch nie gesehen. Doch das Wetter veranstaltete in den folgenden Tagen ziemliche Kapriolen, von Neuschnee bis zu stärkstem Wind. Um die kurze Blütezeit dennoch größtmöglich auszunutzen, besuchte ich die Mäzenbecher auch einmal bei Regen. Denn bekanntermaßen leuchten die Farben dann so richtig. Eine feuchte, aber ansonsten perfekte Angelegenheit, um die gewünschte Auswahl an unterschiedlichem Bildmaterial zu erhalten. Nicht nur die Kamera war danach klitsch-nass.

Märzenbecher auch Frühlings-Knotenblume genannt, im regen in einem kleinen Waldstück.

Blütenmeer im Wald

So sah das dann praktisch aus.

Vom Regen nasse Nikon Z9 bei der Blütenfotografie im Wald.

Im Regen

Blüten des Märzenbecher, auch Frühlingsknotenblume genannt, im regen, mit kleinen Wassertropfen.

Blüten im Regen

Doch meine persönlich Favoriten sind während dem Sonnenuntergang entstanden. Mitten im dunklen Wald hatte ich eine Blüte mit einem in sich gedrehten Blatt entdeckt. Mittels diverser Lichtreflektoren und dem Einsatz eines gläsernen Polfilters gelang es mir die diffuse Lichtstimmung gemeinsam mit den Farben der Sonne im Hintergrund einzufangen.

Märzenbecher Blüte mittels diverser Diffusoren und Blitzliht im Gegenlicht des Sonnenuntergangs fotografiert.

Märzenbecher im Abendrot

Fast unwirklich und wie gemalt wirkt das Ergebnis auf mich. Doch so hatte ich die Stimmung während diesem Moment tatsächlich auch wahrgenommen. Mehrere Sonnenuntergänge hatte ich inzwischen genutzt und die Zeit der Gelb- und Orangetöne war jedesmal aufs Neue faszinierend und gefühlt viel zu schnell vorbei. Bisher habe ich Dir überwiegend Komplettansichten dieser kleinen weißen Schönheiten gezeigt. Doch es gibt natürlich noch weitere Motive und so lohnt sich ein Blick mittels Makroobjektiv in die Blüte hinein.

Nahaufnahme von zwei Blüten des Märzenbecher im Frühling.
Makroaufnahme der Blüte des Märzenbecher, auch Frühlingsknotenblume genannt. Mit weißen Blütenblättern und Blütenstaub.
Stempel der Blüte eines Märzenbecher, mit Blütenstaub.

Blütenfotografie in Bodennähe hat allerdings auch seine Nachteile. Durch die gewünschten, teils sehr niedrigen Perspektiven musste ich häufiger die Kamera und weiteres Equipment quasi im Erdreich versenken. Die anschließende Reinigung und Trocknung ließ dabei einige sorgenvolle Schweißperlen auf meiner Stirn entstehen. Allerdings eigentlich unbegründet, denn das Nikon Equipment kann mehr ab, als man vermutet.

Mit Erde und Schlamm verkrustete Nikon Z9 mit angesetztem L-Winkel.

Das ruft nach Reinigung

Märzenbecherblüte, auch Frühlings-Knotenblume genannt, in frischer Erde während Sonnenuntergang im Hintergrund, mit Sonnenstern.

Doch dafür tolle Perspektiven…

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