Von Eiern, Müll und Gewürzen
Mai 2024
Liebe LeserIn,
egal wo man hinsieht - Flora und Fauna explodieren momentan förmlich und überall zeigen sich spannende Motive im Großen und Kleinen. Dazu das fotografisch reizvolle, wechselhafte Wetter... . Schwer fällt mir daher die Auswahl, um diesen Blogbeitrag nicht zum Roman werden zu lassen.
Eines der persönlichen Highlights war das perfekt gelegene Bärlauch Feld im Wald. Lange schon stand die Blüte dieses leckeren heimischen Gemüses, weit oben auf meiner mentalen Projektliste, doch normalerweise bin ich mit anderen Motiven abgelenkt. So dass die Blütezeit die letzten Jahre immer schon wieder vorbei war, wenn ich Gelegenheit gehabt hätte.
Doch dieses Mal passte das Timing gut. Das Tagewerk bei meinem Auftraggeber war bereits geschafft. Die fotografischen Arbeitstage im Frühling sind lang und ich wollte eigentlich nur noch auf den Sonnenuntergang, für eventuelle Landschaftsaufnahmen warten, quasi als Bonus für ihn. In der Zwischenzeit erkundete ich die nähere Umgebung auf der Suche nach passenden Motiven. An Bärlauch hatte ich dabei eigentlich gar nicht gedacht.
Doch da stand er, perfekt in Richtung Sonnenuntergang ausgerichtet, der ihn umgebende Wald war ausnahmsweise einmal in schönes Licht getaucht und ohne störende Elemente. Schnell wurde der Rest der Ausrüstung geholt und der Plan von Landschaftsbildern wurde vorerst über Bord geworfen (die entstehen dann beim nächsten Besuch).
Die Leidenschaft packte mich sofort. Mit dem typisch straffen knoblauchartigen Geruch in der Nase, kroch ich auf der Suche nach dem optimalen Motivausschnitt mit Stativ, Fernauslöser und Blitz bewaffnet über den Waldboden. Ständig änderte sich das Licht und verschiedene Bilder entstanden innerhalb kurzer Zeit. Immer wieder musste ich kurz warten, weil die Sonne hinter einem Baum verschwand und viel zu schnell war sie auch schon hinter dem Horizont verschwunden...
Es war wirklich ein schönes Erlebnis, die Blüten einzufangen und zufrieden packte ich in der Dunkelheit die Ausrüstung zusammen.
Dass die Sonne zu schnell verschwindet, ist ein bekanntes fotografisches Ärgernis, wenn man gerade einen Lauf hat. Ich möchte es Dir gern in Kombination mit einem weiteren Problem präsentieren.
Vermutlich kennst Du das? Man sieht etwas ständig und entweder nimmt man es irgendwann nicht mehr wahr, oder es stört so ungemein, dass man es einfach ändern muss!
So geht es meiner Freundin und mir momentan unter anderem mit der Verschmutzung der Isar bei uns im Landkreis.
Klar - es gibt Länder die (nicht nur) sprichwörtlich im Müll ertrinken, die Meere sind voll davon und überall findet man Mikroplastik, selbst im Essen ...und wir wissen es alle. Außerdem gibt es noch unglaublich viele andere, zum Teil vielleicht sogar schwer wiegendere Umweltprobleme wie zum Beispiel PFAS usw. .
Doch jedes Mal wenn ich an der Isar unterwegs bin, ist mir der Müll an jeder Ecke ein Dorn im Auge. So habe ich mich gefreut, dass wir neulich wieder einmal ein sogenanntes Ramadama, sowohl mit der Naturschutzwacht GAP, als auch zusammen mit dem örtlichen Fischereiverein und natürlich permanent privat, durchführen konnten. Viele hunderte Kilogramm Müll wurden dabei an den Ufern gesammelt und netterweise kostenlos am Wertstoffhof entsorgt.
Es geht mir nicht darum mit dem Finger auf irgendjemanden zu zeigen, oder das heldenhafte der Müllsammelaktionen zu unterstreichen. Oft landet all der Abfall unabsichtlich im Fluss und es bringt absolut nichts, nach den Schuldigen zu suchen.
Ebenfalls sollte es nicht heldenhaft, sondern ganz schlicht und einfach eine Selbstverständlichkeit sein, immer einen Müllbeutel dabei zu haben und etwas mitzunehmen! Dadurch wird normalerweise auch kein Schaden angerichtet.
Normalerweise.
Warum normalerweise?
Kommen wir nun zu einem aktuell ganz wichtigen Thema - die Brutsaison vieler Vögel und anderer Tiere hat begonnen!
Insbesondere an der Isar sind bereits die Flussregenpfeifer und Flussuferläufer aktiv, nicht überall stehen Schilder, die auf das Betretungsverbot hinweisen! Deshalb hier an dieser Stelle der Hinweis - bitte meidet in den nächsten Monaten die Kiesbänke!
Die meisten dieser Vogelarten haben keine Nester im klassischen Sinne. Die Eier sind extrem gut getarnt am Boden in kleinen Mulden. So gut getarnt, dass es auch für sehr geübte Vogelkundler schwierig ist, sie zu entdecken.
Ein schwieriges Thema. Denn wer möchte nicht, gerade jetzt im Frühling, die ersten Sonnentage nutzen, gemütlich in der Natur am Wasser liegen, dabei vielleicht ein Radler trinken und sich unter Umständen wundern - warum der kleine Vogel da so hinkt?
Die spannende Taktik des Flussregenpfeifers ist: "Ich bin verletzt, folge mir und komm möglichst weit von meinem Nest weg!"...
Keine Sorge, im oben gezeigten Bild streckt sich der Flussregenpfeifer lediglich nach einer ausgiebigen Putzaktion. Für einige Zeit durften wir beide Elterntiere aus entsprechender Entfernung beobachten und natürlich auch nur mit dem ganz großen Teleobjektiv fotografieren.
Ich freue mich auf Dein Feedback und wünsche Dir einen schönen Frühling,
Dein Sebastian Frölich