Bei den Blesshühnern

Abendlicht an der Westlichen Karwendelspitze und der Isar bei Mittenwald im Sommer.

Abendlicht an Isar und Karwendel

 

Juni 2024

Liebe LeserIn,

Wasser scheint gerade zu dominieren und es regnet fast durchgehend. Während in vielen Landesteilen die Bevölkerung mit viel zu viel von diesem Element zu kämpfen hat, freuen sich hier zum Beispiel die KajakfahrerInnen sehr darüber. So sieht man täglich verschiedene Grüppchen die Isar hinabfahren.

Hoffentlich halten sie genügend Abstand zu den Brutplätzen der Kiesbrüter... Denn diese freuen sich vermutlich weniger über diesen Bootssport.

Kurz bevor die Regenperiode begann, nutzte ich die Gelegenheit, die Isar mittels Langzeitbelichtung festzuhalten. Über eine Minute ließ ich die raschen Wolken und das schnell strömende Wasser vor der Kamera vorbei ziehen. Das Ergebnis ist das Bild des Monats "Abendlicht an Isar und Karwendel", als Alternativtitel käme auch "Der Tunnel" in Frage. Ich mag das Dunkle des Bildes und die Dämmerungszeit sehr. Der frühe Morgen und auch späte Abend, sind in meinen Augen immer die schönste Zeit des Tages.


Doch eigentlich steht der Frühsommer ja viel mehr für Licht und blühendes Leben. Daher möchte ich in diesem Newsletter lieber Einblicke in das Familienleben einiger Wasserbewohner geben, den Blesshühnern, auch Blässhühner oder Blessrallen genannt.

 
Junges Blässhuhn zwischen Wasserpflanzen

Wenige Tage altes Blesshuhn Küken

Ob Blesshühner in unseren Augen schöne Tiere sind, oder eher "hässliche Entlein" - darüber scheiden sich vermutlich die Geister. Doch die kurze Zeit mit Ihnen reichte aus, um meine Begeisterung für diese aufmerksamen und als Erwachsene eher unscheinbar schwarz gefärbten Tiere zu wecken.

 
Blesshuhn im sanften Licht der Dämmerung

Unscheinbar gefärbt, im sanften Licht

Markante, dunkelrote Augen und die namensgebende Blesse - eine Art Hornschild, welches geübten BeobachterInnen Auskunft über Alter und Geschlecht geben kann, zeichnen diese ansonsten schwarz-gräulich gefärbten, emsigen Wasservögel aus. Emsig, denn sie scheinen nie zu ruhen und sind immer aktiv auf der Suche nach Nahrung. Dabei tauchen sie teils recht ausdauernd und fressen fast alles, was ihnen vor den Schnabel kommt. 
Jetzt im Frühsommer sind sie dabei natürlich noch viel aktiver als sonst - denn es gibt viele kleine Hälse zu stopfen!

 
Hungrige Blesshuhn Küken betteln um Futter.

“Wir haben Hunger”

Eine Ruhepause für die Eltern gibt es nicht.

 
Küken schaut Blesshuhn mit Köcherfliegenlarve im Schnabel zu.

Frisch erbeutete Köcherfliegenlarve im Schnabel

Natürlich muss manches erst noch für den Nachwuchs aufbereitet werden.

 

Entfernung des Gehäuses

In diesem Falle eine Köcherfliegenlarve. Durch kräftiges Schütteln und Schlagen auf der Wasseroberfläche, wird dieses Insekt von seiner Wohnröhre befreit und ist ein nahrhafter Leckerbissen für das Jungtier.

 
Übergabe einer frisch gepellten Köcherfliegenlarve an das Jungtier eines Blesshuhnes.

Übergabe einer frisch “gepellten” Larve

Insekten sind die Hauptmahlzeit, aber auch Wasserpflanzen und von Spaziergängern gefütterte Haferflocken, werden nicht verschmäht. 
Allerdings ist diese Fütterung teils problematisch. Denn ebenso wie Brot, kann zu viel davon im Gewässer, für ein sogenanntes "Umkippen" des Wassers sorgen und statt fideler Tierchen, leiden dann alle Lebewesen darunter. Daher sollte man nur in sehr kleinen Mengen, oder am besten gar nicht füttern!

Übergabe einer Haferflocke an das Jungtier.

Übergabe einer Haferflocke

Ständig eilen die Eltern hin und her, um jedes einzelne der Küken zu versorgen. Die typische Geste des Nachwuchses für Hunger, ist leicht erkennbar.

Bettelgeste

“Hunger”

Dabei hatte ich den Eindruck, dass teils auch fremde Küken gefüttert werden. In der Regel schien das kein Problem zu sein, doch manchmal...

Blesshuhn verbeist fremdes Küken.

“Ärger”

Doch die Kleinen sind durchaus hart im Nehmen. Auch wenn die oben gezeigten Bilder recht brutal wirken. Wenige Minuten später, übte sich dasselbe Küken bereits selbst in der Kopfbewegung zum Köcherfliegenlarven "pellen".

Typisches Kopfschütteln um Larven aus ihrem Gehäuse zu pellen.

“Schüttel dich”

Vielleicht wunderst Du dich, warum manche der Bilder so unterschiedlliche Farbtöne aufweisen? Dafür gibt es einen einfachen Grund. Dank schnell ziehender Wolken, änderte sich an diesem Morgen permanent das Licht und das wirkte sich natürlich auf meine Bildergeschichte aus. 
Die warmen Farben gefallen mir allerdings am Besten und so war ich ein wenig traurig, als der Himmel immer weiter zu zog und die Sonne verschwand. 
Bald trat ich den Rückweg an. Doch ein kurzer Besuch an einem Nest direkt neben dem Wanderweg musste unbedingt noch sein.

Siehe da - aus dem Gefieder schaute ein winziger roter Kopf.

Blesshuhnküken schaut unter dem Gefieder der Mutter hervor.

Strenger Blick

Wenig später zeigte sich, dass drei frisch geschlüpfte Küken und noch drei weitere Eier im Nest waren - welche Freude!

Erkunden des Nestes

Kaum das die Mama sich erhob, nutzen die Kleinen auch schon die Chance zum Erkunden der Umgebung. Zumindest bis das Futter geliefert wurde und sich alle wieder brav ins Gefieder kuschelten. Es war ein spannender Morgen bei den Blessrallen und ich hoffe der kleine Einblick in dieses Familienleben hat Dir ebenso viel Freude bereitet, wie mir!

Blesshuhn Küken auf Treibholz.
 
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Wenn Murmeltiere murmeln - Juli 2024

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Von Eiern, Müll und Gewürzen