Herbst im Platzertal

 
Herbst im Platzertal, eine kleine Lärche mit goldenen Nadeln steht nahe dem Bachlauf, im Hintergrund das Platzertal mit dramatischem Himmel und erstem Schnee im Herbst.
 

November 2023

Voller Vorfreude fahre ich langsam den engen und gewundenen Forstweg in Richtung Alm hinauf. Es geht wieder zu "meinem" Jahresprojekt hinauf und an jeder Ecke sehe ich neue Motive, während die Luft gelegentlich von winzigen Eiskristallen glitzert. Eine leichte Wolkendecke mit einigen Lücken lässt immer wieder kurz Sonne ins Tal und in diesen Momenten leuchtet das orangene Gras kurzzeitig richtig golden.

Der Fußweg in das Platzertal.

Fußweg in das Platzertal im Herbst

Ich kann nicht anders. Obwohl mein eigentliches Ziel weiter hinten im Tal liegt, halte ich an. Ich stürze zum Kamerarucksack, nehme die Kamera und wechsle das Objektiv. Im Laufschritt renne ich zu einer der Lärchen mit einigen großen Steinen und dem Wanderweg im Hintergrund, dabei springe ich wie so oft, balancierend auf die Steine. Nicht bedacht hatte ich, dass ich zum Fahren die abgewetzten alten Bergschuhe anhatte. Während ich falle, sehe ich die Kamera in Richtung Felsbrocken schwingen (und im Geiste bereits zerschellen). Instinktiv reiße ich den rechten Arm hoch. Die Kamera ist sicher und ich lande mit der linken Schulter und dem rechten Knie auf spitzen Felsen... Verdreht liege ich zwischen den Steinen, atme ein, atme wieder aus, stehe auf und mache das Bild aus einer leichter zu erreichenden Position, ehe die Sonne wieder hinter den Wolken verschwindet.
Mit dem schwindenden Adrenalin kam der Schmerz.... Schulter heben - problematisch, aber geht, Knie - schmerzhaft, aber geht. Eine kurze Inventur und dann wieder einmal die Feststellung, sobald es das Konto hergibt, brauche ich dringend neue rutschfeste Schuhe.

Die kleine Platzalm im akut bedrohten Platzertal, in den Tiroler Alpen, im Herbst.

Die Platzalm

Wenige Meter weiter, kommt der geliebte Anblick des Tales, mit der Alm im Vordergrund. Nochmals bleibe ich stehen, baue Stativ, Filter und Fernauslöser auf und warte auf das Licht. Diesmal warte ich geduldig und versuche nebenbei die Schulter zu lockern. Bisher ist kein Blut durch das Hosenbein gesickert, also wird es schon passen.
Die Alm ist um diese Jahreszeit verlassen und keine Menschenseele mehr da. Trotz dem Pochen im Knie, überkommt mich eine tiefe Ruhe und ich könnte stundenlang den schnell ziehenden Wolken zuschauen. Doch genau da reißt es auf und schon erstrahlt die herbstliche Hochgebirgslandschaft erneut golden.

Markierung für den Dammbau, eines Pumpspeicherkraftwerkes im Platzertal.

Markierung für den Staudammbau

Seit dem Frühjahr ist das Platzertal mein Herzensprojekt. Denn sollten die Bemühungen verschiedener NGO´s, Vereine und der lokalen Bevölkerung keinen Erfolg haben, wird dieses schöne und in meinen Augen ganz besondere Tal, mit seinem seltenen Moor, wohl leider ein Opfer der Energiepolitik und für den Staudamm eines Pumpspeicherwerkes geflutet.

Wildes Wasser

Deshalb habe ich das Tal dieses Jahr unzählige Male besucht,  einige andere Projekte hinten angestellt und dafür diesen besonderen Ort mit seiner großartigen Landschaft, Flora und Fauna, in teils dokumentarischer, teils künstlerischer Art und Weise festgehalten.
Ein Großteil dieser Bilder wird momentan aktiv zur Aufklärung und im Kampf gegen den Großkonzern TIWAG eingesetzt und ich freue mich sehr, meinen Beitrag leisten zu können!

Selbstportrait im bedrohten Platzertal

Allein im Platzertal war ich dieses Jahr fast einen ganzen Monat unterwegs. Denn ich möchte Dir und möglichst vielen weiteren Menschen gern einen ausführlicheren Einblick in dieses Tiroler Kleinod und generell die Welt der Moore geben.

Frosch im Moos

Wenn Dich das Thema Platzertal interessiert und Du nicht bis zu meiner größeren Projektveröffentlichung warten möchtest, google es doch einfach einmal und informiere Dich! Auf der Seite des WWF und zum Beispiel dem Verein Lebenswertes Kaunertal, ebenso beim Alpenverein, finden sich einige interessante Beiträge u.a. mit meinen Bildern!
Es ist in meinen Augen sehr wichtig, sich für die restlichen verbliebenen Naturschätze einzusetzen.

Steinadler über dem Platzertal

Der oben geschilderte Sturz ist nur eines von mehreren unglücklichen Events. Mein Rechner leidet an Altersschwäche und Überlastung, flüssiges Arbeiten ist inzwischen fast unmöglich geworden und ich warte bereits sehnsüchtig auf ein neues, bereits bestelltes Arbeitsgerät. Daher muss ich gerade unfreiwillig Pause machen. Möchte Dir aber zumindest eine winzige Auswahl der zuletzt entstandenen Platzertalaufnahmen hier präsentieren. Ich hoffe sie gefallen Dir?

Bunter Falter auf Lichen im Platzertal.
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