Frechdachs im Karwendel - Mai 2021
Im Gebirge dauert alles etwas länger. Und so geht für viele Tiere und Pflanzen hier im Karwendel die aktive Frühlingszeit gerade erst so richtig los, während im Flachland schon fast Hochsommer ist.
Bei einem meiner Erkundungsgänge bekam ich plötzlich einen Anruf des örtlichen Jägers - wo ich sei und wie lange ich noch bräuchte um abzusteigen ... Auf einer nahen Wiese sei gerade ein Dachs unterwegs!
Einer meiner kleinen Träume der letzten Jahre!
Dachs zwischen Schneeresten
Theoretisch hätte ich für den Abstieg 45 Minuten benötigt ... In einer knappen Viertelstunde war ich am Auto angekommen. Der Rucksack flog in hohem Bogen in den Kofferraum und schon ging es in Richtung Wiese.
Tatsächlich! Er war noch vor Ort und suchte zwischen den Schneeresten im Matsch nach Futter. Nach Prüfung der Windrichtung postierte ich mich und wartete. Er kam näher und näher ...
Ganz nah
In der Hektik ging ich von einer maximalen Nahdistanz von 8 m aus und hatte dies dementsprechend (für besseren Autofokus im schlechten Abendlicht) am Objektiv eingestellt - ein Fehler wie sich nun herausstellte! Denn Bewegen und den Schalter Verstellen war nicht mehr möglich. Der Dachs hatte die Distanz schon unterschritten und nach einem kurzen entspannten Blickkontakt suchte er neben und hinter mir weiter seine Leckerbissen. Vorsichtige leichte Verrenkungen meinerseits waren die Folge ...
Mahlzeit
Endlich hatte ich, während er mir kurz den Rücken zukehrte, den Schalter umgelegt und wartete auf Blickkontakt um ein paar tolle Portraits schießen zu können.
Doch was war das? Plötzlich witterte er, schaute sich in alle Richtungen skeptisch um und suchte anschließend das Weite.
Was war passiert?
Gut getarnt
Sicherlich hatte er beim Umwandern meiner Position den menschlichen Geruch wahrgenommen. Aber anscheinend (obwohl ich keinen Tarnanzug anhatte) nicht mit dem komischen Typen, der mit seiner Kamera im Matsch neben ihm lag, in Verbindung gebracht. Ansonsten hätte er vorher nicht so entspannt umher geschaut.
Da diesmal das Licht schon so schlecht war, besuchte ich ihn zwei Tage später nochmals, wo auch ein Großteil der hier gezeigten Bilder entstand.
Mein Freund der Jäger berichtete später, dass ein Dachs auch an seiner nicht weit entfernten Fütterung ganz frech den Mais für die Rehe ausräumt. Vielleicht sogar der selbe Dachs? Wer weiß ... Jedenfalls offensichtlich ein Frechdachs wenn er anderen das Futter klaut!
Bei den drei kurzen Besuchen auf der Wiese zeigte er sich zweimal leider erst, als es schon fast zu dunkel für ansprechende Aufnahmen war. Aber gerade das fasziniert mich an der Tierfotografie so sehr - dass noch deutlich weniger als in der Landschaftsfotografie planbar ist.
Ich bin glücklich über die erlebten Momente und zufrieden mit den entstandenen Aufnahmen.
Am liebsten würde ich sofort wieder ansitzen, aber leider merkt man die zunehmende Besucherfrequenz in diesem Tal sehr deutlich im Verhalten der Tiere und ich werde wohl bis nächstes Jahr für weitere Aufnahmen warten müssen.
Home sweet home