Gewitter, Komet Neowise und Berge - August 2020
...der Wind hat nachgelassen und endlich wird es angenehm warm im Schlafsack. Noch während ich überlege, ob die Brille zum Sterne gucken auf der Nase bleibt, oder doch an ihren Stammplatz wandert, blitzt es. Ein beginnendes Wetterleuchten kommt langsam aus Nordwest näher.
Das Wissen um eine relativ nahe Biwakschachtel lässt mich entspannt weiter dösen. Doch es dauert nicht lang und eine innere Unruhe setzt ein. Sie mahnt nicht zur Flucht, sondern - wie sollte es anders sein?
Natürlich: aufzustehen und die Kamera aufzubauen!
Wie öfters in letzter Zeit, kommt der Gedanken auf, dass ich für "richtige" Nachtaufnahmen kein entsprechend lichtstarkes Objektiv besitze.
Davon abgesehen, mehr Gewicht wäre für solch eine sommerliche Bergtour auch nicht möglich. Denn alleine die benötigten Wasservorräte für mehrere Tage auf einer Höhe von über 2500 m ohne Quellen, sind immens und müssen zusammen mit allem anderem Equipment im großen Rucksack auf dem Rücken transportiert werden. Dabei geht natürlich Trittsicherheit vor, auch bei kleineren Kletterpartien und so muss man sich einfach mit der vorhandenen Kameraausrüstung begnügen.
In diese Gedanken verstrickt, versuche ich mich wieder in den bequemen "Dösmodus" einzulullen. Die letzten Stunden waren anstrengend und eine Pause ist jetzt wohlverdient. Doch da blitzt es wieder!
Alte Drahtseilsicherung am Toni-Gaugg Steig im Karwendel
Meine innere Stimme mahnt verzweifelt: "Man könnte es ja trotzdem einmal probieren. Einfach versuchen, das Beste aus dem vorhandenen rauszuholen..."
Meistens hat die innere Stimme recht und ja, warum eigentlich nicht? Gesagt, getan. Allen "Bequemlichkeitsausreden" zum Trotz, krieche ich aus den Daunen. Wie im Traum, sind Stativ und Kamera ziemlich flott aufgebaut. Der Fernauslöser angebracht, die vermutete Belichtungszeit, ISO & Blende eingestellt und vorsichtig von Hand auf die Sterne bzw. den Komet "Neowise" scharf gestellt. Dann hieß es warten und auf einen schönen Blitz hoffen...
Das Ergebnis ist das "Bild des Monats August" geworden und ich wünsche Dir ebenso viel Freude daran, wie es mir beim Sichten der entstandenen Aufnahmen bereitet hat!
"Neowise" in einer Entfernung von 103,5 Millionen Kilometern!
Als wenig später gegen 3 Uhr schon wieder der Wecker klingelte, war es leider bedeckt und mein kleines Lager in dichte Wolken gehüllt. Bilder des Kometen während der Dämmerung konnte man (zumindest hier im Karwendel) getrost vergessen.
Panoramaaufnahme des Abendlichtes im Karwendel
Ein großformatiges Panorama (bestehend aus knapp 9 hochformatigen Einzelbildern), von einem gleichzeitigen Gewitter und Sonnenuntergang, welches trotz teils kräftigem Wind nicht verwackelte, sowie die mitternächtliche Fotografie hatten mich bereits glücklich gemacht und so wurde der Rucksack zufrieden wieder geschultert.
Kleine Pause am Biwakcontainer