Walchensee und Biber

 
Dramatische Wolkenstimmung im goldenen Sonnenlicht über dem Walchensee in den bayrischen Alpen. Im Hintergrund das Estergebirge mit Simetsberg, Herzogstand und Heimgarten.
 

April 2022

Heute Nachmittag werde ich zwei Freunde zu einem meiner liebsten und noch relativ unbekannten Aussichtspunkte auf den Walchensee und die umliegenden Berge führen. Deshalb habe ich entschieden, Dir diesmal als "Bild des Monats" eine Aufnahme von eben jenem Platz zu präsentieren. Das Bild entstand kurz vor einem heftigen Gewitter und wenig später wurde ich komplett vom Regen durchnässt, während ich im Galopp den Abstieg nahm.

Wie einige weitere Bilder in meinem Archiv ist es eine der Aufnahmen, die ich bisher nicht veröffentlichte - um den "Besucherdruck" auf solche besonderen Aussichtspunkte nicht zu fördern. Da in den letzten Jahren allerdings viele solcher ehemals geheimen Plätze, auch dieser, von anderen Fotografen veröffentlicht wurden, gibt es keinen Grund mehr, die Bilder "zurückzuhalten".
Zum Glück zerstreut sich der Ansturm der letzten zwei Jahre auf den See zumindest aktuell ein wenig. Die Rangertätigkeiten, teure Parkplätze und strenge Polizeikontrollen zeigen anscheinend ihre Wirkung im Hinblick auf den Ansturm der Tagesausflügler auf den Walchensee. Auch wenn diese Ordnungstätigkeiten für den Einzelnen vielleicht unangenehm sind, so sollte man sich doch vor Augen halten, dass es dabei um den Schutz unserer einmaligen Natur geht.

Panorama mit Blick zum Walchensee und den bayrischen Alpen, mit Simetsberg, herzogstand und Heimgarten. Weit im Hintergrund die Zugspitze

Abendstimmung über dem Walchensee und den bayrischen Voralpen/2018

Schutz, Ruhestörung und Geheimplätze sind auch bei Bibern ein großes Thema. Biber sind streng geschützt und Dank dessen inzwischen wieder ziemlich auf dem Vormarsch. So hat jeder aufmerksame Naturbeobachter bereits die markanten Fraßspuren an Büschen und Bäumen in der Nähe von Gewässern entdecken können.

Von einem Biber gefällter Baum im Schnee

Biberwerk

Spannend finde ich, dass Biber die Bäume nur bis zum kritischen Punkt annagen und dann aus Selbstschutz warten, bis Wind und Wetter sie zu Fall bringen. Danach ist das Festessen angerichtet. Rinde und frisches Holz werden genüsslich verspeist und teils auch als (Winter-) Vorrat unter Wasser angelegt. Natürlich wird auch ein Großteil des Holzes zum Schutz der Biberburg und für andere Bauwerke verwendet. Eine für Anwohner unter Umständen eher unangenehme Sache, denn wer möchte schon den eigenen Keller an Überflutung verlieren oder das wertvolle Holz plötzlich als Sägespäne vorfinden. Aber für die Natur hat diese aktive Lebensraumveränderung durch Biber große Vorteile. Vom Biber "renaturierte" Gewässerabschnitte bieten Deckung, Unterschlupf und Brutmöglichkeiten für alle möglichen Arten. Von (Jung-) Fischen und allerei Kleingetier bis hin zu selten Vogelarten bemerkt man die längere Anwesenheit von Bibern meist in einer deutlich ausgeprägteren Artenvielfalt in der Nähe ihrer Bauplätze. Richtig imposante Dämme konnte ich hierzulande allerdings bisher nur in kleineren Formaten sehen. Ein Beispiel habe ich aber aus Kanada von einer mehrtägigen Kanutour, der Damm war damals fast zwei Meter hoch!

Biberdamm in Ontario/2012

Übrigens wird der Damm genutzt, um den Eingang der Biberburg, der sich in der Regel oberhalb im Staubereich befindet, unter Wasser zu halten und somit vor Fressfeinden und Störenfrieden zu schützen. Dabei wird so ein Damm und andere Biberbauten in der Regel von vielen Bibergenerationen über Jahrzehnte gepflegt und erweitert. Angeblich ist der Bibernachwuchs überraschenderweise wasserscheu und wird von den Eltern eher unlieb an das kalte Nass und das Verlassen des Baues gewöhnt.

Nun, obwohl Biber immer häufiger und an fast jedem größeren Gewässer gesichtet werden, gilt auch hier - Ruhestörung mögen sie gar nicht. Dies wird mit einem Kellenschlag des beeindruckenden Biberschwanzes und sofortigem Abtauchen quittiert. Da sich "mein" hier gezeigtes Biberpaar in unmittelbarer Nachbarschaft zum Menschen befindet, war es zwar vielleicht etwas leichter, es zu beobachten, aber dennoch handelte es sich um reine Wildtiere und auch da sorgten abendliche Spazier- und Gassigänger häufig für ein abruptes Ende der Fotosession.
Die Fotosessions beschränken sich für gewöhnlich auf wenige Minuten, denn das Biberpaar kommt normalerweise erst in der Dämmerung aus ihrem Bau und inspiziert erstmal in Ruhe die nähere Umgebung, bevor es zum "Frühstück" geht.
Die Wartezeit verkürzte ich mir einmal mit ein paar Handyselfies und somit bekommst Du vielleicht einen kleinen Eindruck meiner Biberbeobachtungsmethode. ;-)

Selfie im Tarnanzug mit Kamera

Möglichst nicht bewegen...

Ich bin mir sicher, dass die Biber mich jedesmal entdeckt haben. Trotz günstigen Windes und guter Tarnung. So zeigen einige Bilder eindeutigen Blickkontakt.

Biber schwimmt durch golden schimmerndes Wasser auf den Betrachter zu

Biber im goldenen Licht

Doch sie blieben normalerweise sehr entspannt und es war schon ein besonderes Erlebniss in wenigen Metern Entfernung geschäftiges Nagen und Fressen beobachten zu dürfen.

Blick durchs Dickicht

Eine meiner Lieblingsaufnahmen errinnert um 180° gedreht allerdings eher an einen Fuchs.
Der gemeine Fuchsbiber (Vulpes Castoridae):

Um 180° gedrehtes Biberportrait, wirkt wie ein Fuchsgesicht

Der Fuchsbiber

Seit dem veröffentlichen dieses Artikels 2022 und einem Artikel im Merkur sind mir noch weitere Bilder gelungen und eines möchte ich unbedingt noch nachreichen:

Ein Biber nagt genüßlich an einem Zweig

Mahlzeit

Zum Abschluß gibt es noch ein Walchenseebild von obigen Spot, allerdings deutlich nach Sonnenuntergang entstanden. Durch die Langzeitbelichtung kommen Farben hervor, die das menschliche Auge nicht (mehr) wahrnehmen könnte.

Der Walchensee bei Nacht als Langzeitbelichtung, im Hintergrund der beleuchtete Ort Walchensee, links davon der Simetsberg, rechts Herzogstand und Heimgarten.

Wenn es Nacht wird...

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